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Fast 18 Stunden nachdem die A380 der Emirates den Flughafen in Düsseldorf verlassen hat, landet Flug EK 354 - nach einem nächtlichen Zwischenstop in Dubai - bei sonnigen 32° Außentemperatur und immenser Luftfeuchtigkeit auf dem Changi Airport in Singapur. Es ist der Startschuss für mein Semester an der National University of Singapore (NUS), der größten und renommiertesten Universität des knapp 5,5 Mio. Einwohner zählenden Stadtstaates in Südostasien, nur unwesentlich nördlich des Äquators an der Südspitze der Malaiischen Halbinsel gelegen. Annähernd 5 Monate werde ich hier verbringen und einen mir bisher unbekannten Teil der Erde kennen - und gewisserweise auch lieben - lernen. 

Schon unmittelbar nach der Landung beim Passieren des Flughafens und der Fahrt durch akkurat angelegte, alleenartige Straßenbepflanzung ist unübersehbar, dass Singapur zu den wohlhabendsten Nationen Asiens gehört. Der Aufstieg von einem Schwellenland zur Industrienation als sicheres Finanz- und Handelszentrum vollzog sich in einer Geschwindigkeit, die weltweit ihresgleichen sucht: allein das BIP pro Kopf hat sich in den letzten 50 Jahren verhundertfacht. 

Trotz - oder gerade wegen - dieses rasanten Aufstiegs halten sich über Singapur eine Vielzahl an Vorurteilen, mit denen ich im Vorfeld meiner Reise konfrontiert wurde: Singapur sei ein Überwachungsstaat und keine echte Demokratie; es herrschen viele Verbote und strenge Gesetze; Singapur ist die sauberste, aber auch teuerste Stadt der Welt. Dank mehrerer Monate in diesem Stadtstaat hatte ich jedoch die Chance, durch persönliche Eindrücke eine differenziertere Sicht auf derartige Dinge zu erlangen. Wie zu erwarten existieren auch hier immer zwei Seiten der Medaille: Hohe Wohnungsmieten stehen günstigen Straßenrestaurants mit Mahlzeiten für 3€ gegenüber. Jeder Winkel wird mit Kameras erfasst, Polizisten begegnet man hingegen fast nie - ich habe mich an kaum einem Ort der Welt so sicher gefühlt wie in Singapur, wo die Menschen ihren Sitzplatz im öffentlichen Hawker Center mit Handys oder Portemonnaies reservieren, während sie sich Essen holen.

Allgegenwärtig ist die sprachliche und kulinarische Diversität, das multikulturelle, friedliche Zusammenleben. Singapur ist ein Schmelztiegel verschiedener Kulturen und Ethnien - vor allem Chinesen, Malaysiern und Indern - und bietet doch gleichzeitig bei einem sehr hohen Lebensstandard nahezu alle Annehmlichkeiten, auf die der Europäer oder Nordamerikaner Wert legen würde. Verglichen mit den mit Zweirädern überladenen Straßen Vietnams, den sehr einfachen und dreckigen Dörfern Indonesiens oder den vor Menschen überquellenden Städten Indiens, im Grunde mit allen Orten, die ich während meiner Reisen besuchen durfte, ist Singapur eben
doch ein ganz anderes Asien.

Ein Semester in Singapur kann ich uneingeschränkt jedem empfehlen. Besonders für den ersten längeren Aufenthalt in Asien fällt der Kulturschock eher mild aus, da der Stadtstaat genug Abwechslung und einen hohen Lebensstandard bietet. Vor allem aber ist die NUS auf dem besten Wege, das Harvard Asiens zu werden, sodass auch dem akademischen Erfolg nichts im Wege steht.

Christoph (26), studierte Maschinenbau an der RWTH Aachen