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Meine Mutter war nicht gerade begeistert, als ich ihr erzählte, dass ich für meine Masterarbeit nach Pakistan gehen würde. 

Trotz aller Warnungen und gut gemeinter Ratschläge bin ich trotzdem nach Pakistan gegangen, um hier Daten zu erheben und zu sammeln, die ich für meine Masterarbeit benötige. Ich werde ein Grundwassermodell erstellen und damit Auswirkungen verschiedener Bewässerungspraktiken sowie klimatischer Zukunftsszenarien auf den Grundwasserkörper untersuchen. Die Arbeit ist Teil des InoCottonGROW Forschungsprojektes, welches sich mit der Reduktion des Wasserfußabdrucks von Baumwollprodukten über die gesamte Wertschöpfungskette beschäftigt. 

Meine Unterkunft kostete schlappe 25$ die Nacht, eigentlich ziemlich überteuert, aber dafür haben wir eine Klimaanlage und 24 Stunden am Tag security guards im Flur sitzen. Das ist praktisch, denn ohne die darf man nämlich nicht aus dem Haus - Sicherheitsvorschrift. Wenn man mal vom Campus möchte, muss man allerdings vorher eine Polizeieskorte bestellen, die besteht aus 4 Mann, vollbewaffnet, in einem Polizeijeep. Die Jungs sind aber nett drauf und mit Sirene kommt man schneller durch den dichten Verkehr. 

Die Menschen sind hier generell sehr herzlich und hilfsbereit. Der Professor, der mich betreut, hat mir einen Platz direkt in seinem Büro zur Verfügung gestellt. Mit ihm war ich auch schon einige Ministerien und Institute besuchen. Meistens kannte er die Vorsitzenden oder zumindest hohe Angestellte dort und konnte mir so Zugang zu jeder Menge wertvoller Daten beschaffen. Es waren fast alle ehemalige Studierende von ihm. Die grundsätzliche Arbeitsweise in Pakistan unterscheidet sich jedoch enorm von der in Deutschland. Jeder ist zwar den ganzen Tag am "arbeiten", allerdings wird davon ein großer Teil mit Tee trinken und quatschen zugebracht, sodass die meisten auch sonntags kommen, da sie sonst ihr Programm nicht schaffen würden. 

Bevor man nach Pakistan geht, sollte man ungefähr wissen, worauf man sich einlässt. Aber wenn man darauf Lust hat, ist es wirklich ein lebendiges Land mit unglaublich netten Menschen, das unter einer sehr verzerrten Außenwahrnehmung leidet. Es ist immer viel wert, sich ein eigenes Bild zu machen, oft wird man positiv überrascht! 

Lennart (25), studiert Umweltingenieurwesen an der RWTH Aachen